Prinzessinnen und Geld, ein Fass ohne Boden?

Satinlaken, erlesene Weine, schöne Stoffe… Wenn man an Prinzessinnen denkt, stellt man sich Frauen vor, die im Luxus leben. War das tatsächlich der Fall? Wie gingen sie mit ihrem Geld um?

Im Mittelalter können adlige Frauen nicht tun, was sie wollen, sobald sie verheiratet sind. Sie sind ihrem Ehemann untergeordnet, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Der Ehemann kann bei den Ausgaben sehr pingelig sein.

Mittelalterliche Bleimünzen (12. – 15. Jahrhundert) © Musée Cantonal d’Archéologie & d’Histoire, Lausanne

Leben im Luxus

In Savoyen sorgen die Staatskassen für den Lebensunterhalt der Prinzessinnen. Die Ehefrauen des Herrschers haben die Aufgabe, ihre Umgebung zu leiten. Sie sind von Kammerzofen, Dienern und Offizieren umgeben, die wichtige Positionen innehaben. Diese Gruppe wird als „Hotel“ bezeichnet und umfasst eine große Anzahl von Personen. Auch die Kinder gehören dazu, ebenso wie die Schwiegertöchter oder Schwiegersöhne. Gräfin Bonne von Bourbon, die im Schloss Chillon wohnte, hatte über 170 Personen in ihrer persönlichen Suite!

Prinzessin Bonne von Bourbon besaß 9 Pferde und hatte 170 Personen in ihrer persönlichen Suite.

Das Hotel kümmert sich um alle Aspekte des täglichen Lebens der Prinzessinnen: Essen, Reisen, Kleidung, Einrichtung, Bildung, Körperpflege und etwas zum Schreiben und Weiterleiten der Post.

Achtung, die Kassen durften nicht geleert werden! Buchhalter prüfen aufmerksam die Geldeingänge und Ausgaben des gesamten Gefolges. Gräfin Yolande von Montferrat wird am Tag ihrer Hochzeit im Jahr 1330 in die Buchhaltung von Savoyen aufgenommen. Sie bleibt dort bis zu ihrem Tod.

Prinzessinnen als Mäzeninnen

Einige Prinzessinnen wollen mit dem Geld, das ihnen zur Verfügung steht, ihre eigenen Wünsche verwirklichen und Spuren hinterlassen. Sie lassen wertvolle Manuskripte anfertigen, zum Beispiel wunderschön illustrierte Gebetsbücher. Andere lassen Kapellen bauen oder spenden große Summen an die Kirche.  Die Religion spielt eine zentrale Rolle in ihrem Mäzenatentum, weil es als akzeptabel und angemessen für eine Frau angesehen wird.

Manchmal weichen sie zu ihrem eigenen Schaden von der Norm ab. So wird die Herzogin Anna von Zypern vom Savoyer Hof negativ beurteilt, weil sie hohe Ausgaben für ihre Garderobe tätigt. So dass sie als gutes Verhalten wahrgenommen wird, lässt sie dennoch religiöse Denkmäler errichten. Eine Frau sollte nicht zu weit gehen…

Illustrierter Auszug aus dem Gebetbuch „Les Heures de Savoie“. © New Haven, Yale University, Beinecke Library, MS 390, 1335-1340, Paris, Éditions Quaternio

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