Das Schloss

Historische Epochen

Das heutige Schloss Chillon ist das Resultat jahrhundertelanger Bauarbeiten und Umgestaltungen.

Die Ausgrabungen, die ab dem Ende des 19. Jahrhunderts stattfanden und insbesondere diejenigen unter der Leitung des Archäologen Albert Naef (1862-1936) belegen, dass die Felseninsel schon in der Bronzezeit besiedelt war.

Die Felseninsel, auf der das Schloss gebaut ist, bot gleichzeitig Schutz und einen strategischen Ort, um den Weg zwischen dem Norden und dem Süden Europas zu kontrollieren. Die Burg, die auf einer rund 100 Meter langen und 50 Meter breiten natürlichen Insel erbaut wurde, hat deren ovale Form übernommen. Auch der Name des Schlosses geht auf diesen Felsen zurück, denn „Chillon“ bedeutet „Felsplatte“ in der früher hier gesprochenen Sprache.

Die Geschichte von Chillon ist von drei unterschiedlichen Epochen geprägt: derjenigen der Savoyen, derjenigen unter den Bernern und derjenigen des Kantons Waadt.

 

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DIE SAVOYER ZEIT: VOM 12. JAHRHUNDERT BIS 1536

 

Das Schloss Chillon wird 1150 erstmals schriftlich erwähnt. Zu dieser Zeit befindet sich die Burg im Besitz der Gräfinnen und Grafen von Savoyen. Ihre Lage zwischen den Bergen und dem See entlang der Via Francigena, die den Norden und den Süden Europas verbindet, ist von strategischem Interesse. Das Haus Savoyen kontrolliert den Durchgang zwischen dem Schloss und der neuen Stadt von Chillon, Villeneuve, wo die Reisenden, Händler und Pilgerinnen durchkommen, die über den Grossen St. Bernhard nach Rom ziehen. Die Grafen von Savoyen verdienen so Geld durch den Wegzoll, den sie als Gegenleistung dafür verlangen, dass sie sich um die Sicherheit und den Unterhalt der Strasse kümmern.

Im 13. Jahrhundert beginnt Peter II. von Savoyen Verschönerungsarbeiten im Schloss, das zu seiner Sommerresidenz wird. Die gotischen Gewölbe im Untergeschoss von Chillon sind eine Besonderheit, ist diese Art von Gewölben doch normalerweise in Kathedralen zu finden. In Chillon befinden sich hier die Speisekammer und der Weinkeller. Im letzten Teil des Untergeschosses wird schliesslich rund um die Molasse-Pfeiler und den steilen Felsen der Insel das Gefängnis eingerichtet, das als „Bonivard-Gefängnis“ bekannt wurde, benannt nach dem reformierten Priester und Gegner der katholischen Savoyen, der aufgrund seiner Überzeugung sechs Jahre eingesperrt wurde.

Die Savoyen erobern weitere Teile des Waadtlandes und besitzen schliesslich zwei Drittel der heutigen Westschweiz. Da die Grafen von Schloss zu Schloss ziehen müssen, um zu regieren und mit ihren Untertaninnen und Untertanen im Kontakt zu bleiben, ernennen sie einen Kastellan, der dauerhaft im Schloss wohnt und sich um ihre Geschäfte kümmert.

Darauf verliert Chillon nach und nach an Bedeutung, der savoyische Hof bevorzugt inzwischen andere Schlösser. 1436 versucht Amadeus VIII., noch bevor er unter dem Namen Felix V. zum Papst ernannt wird, dem Schloss neues Leben einzuhauchen. Er schickt seinen Hofbaumeister, Aymonet Corniaux, nach Chillon. Der Zimmermann ist damit beauftragt, die Bauten im Chablais und im Waadtland zu unterhalten. Er leitet grossangelegte Bauarbeiten ein, bei denen auch das Verteidigungssystem mit seinen Türmen und Mauern ausgebaut wird. Dennoch geben die Savoyen Chillon auf und das Schloss wird schliesslich 1536 von den Bernern eingenommen.

 

Die Berner Zeit: von 1536 bis 1798

 

Die Eidgenossen, genauer gesagt die Berner, erobern im Jahr 1536 das Waadtland. Am 29. März nehmen sie nach einer dreiwöchigen Belagerung das Schloss Chillon ein, nachdem der Kastellan mit seinen Bediensteten über den See geflohen ist. Die Berner teilen das Waadtland in zwölf Vogteien auf und Chillon wird zum Verwaltungszentrum der Vogtei Vevey und zum dauerhaften Wohnsitz deren Landvogts. Dieser entstammt dem Berner Patriziat und trägt neben dem Titel des Landvogts auch den Titel „Kapitän von Chillon“. Als Vertreter des Souveräns erfüllt er zahlreiche Funktionen.

Die neuen Besitzer finden ein zwar heruntergekommenes, sich aber noch in gutem Zustand befindendes Schloss vor, denn es war im Burgunderkrieg verschont geblieben. Unter den Savoyen war das Schloss in zwei Abschnitte aufgeteilt: Im einen lebte der Kastellan, im anderen residierten die Herzoginnen und Herzoge von Savoyen. Diese Unterteilung ist nun überflüssig, die Eidgenossen bewohnen das gesamte Schloss. Die Herren von Bern lassen auf der Fassade zum See hin ihr Wappen anbringen. Heute sind davon nur noch der obere Teil und die Ohren des Berner Bären zu sehen, weil der dritte Besitzer des Schlosses – der Kanton Waadt – es schliesslich mit seinem eigenen Wappen übermalt hat. Während rund 260 Jahren behält das Schloss Chillon seine Funktion als Burg, Arsenal und Gefängnis. Die Verteidigungsanlagen werden für die Benutzung von Feuerwaffen umgerüstet.

1733 verlässt der Landvogt das abgelegene und unkomfortable Schloss und zieht in eine moderne Residenz in Vevey. Chillon, das den modernen Ansprüchen an eine Burg nicht mehr entspricht, dient von nun an hauptsächlich als Lagerraum. 1785 erwägen die Berner, die gesamte Nordseite in einen riesigen Kornspeicher zu verwandeln, doch die Idee wird sogleich wieder aufgegeben… vielleicht aufgrund der hier herrschenden Feuchtigkeit und der Grösse des Vorhabens. Im wunderschönen Wappensaal, dem ehemaligen Fest- und Gerichtssaal, befinden sich bis heute Wandmalereien, die das Familienwappen jedes einzelnen Landvogts zeigen – bis heute erzählen sie uns von der Zeit, als die Berner über Chillon herrschten.

 

Die Waadtländer Zeit: von 1798 bis heute

 

Am 10. Januar 1798 erobern Patrioten der Städte Vevey und Montreux das Schloss Chillon von den Berner Landvögten, die keinen Widerstand leisten und es sang- und klanglos aufgeben. Am 24. Januar verkünden sie zusammen mit Bürgern von Lausanne die Unabhängigkeit des Waadtlands. Chillon wird in dieser Waadtländer Revolution zum Staatsbesitz und gehört ab 1803 dem neuen Kanton Waadt, der in der Meditationsakte von Napoleon zusammen mit 18 anderen Kantonen gegründet wird. Das alte Bauwerk wird als Waffen- und Munitionslager sowie als Kantonsgefängnis genutzt. Die ersten Besuchenden treffen also auf Gefängnisinsassen… unter der Aufsicht eines Hauswarts und zweier Gendarmen. Mit der aufkommenden Romantik wächst auch die Anziehungskraft der mittelalterlichen Festung und immer mehr Personen besuchen Chillon, darunter der englische Dichter Lord Byron. Er besucht das Schloss 1816 und schreibt, inspiriert von der Geschichte des Gefangenen François Bonivard (1493-1570), das Gedicht Der Gefangene von Chillon, welches das Schloss auf der ganzen Welt bekannt macht – das Gedicht wird in rund zwanzig Sprachen übersetzt. In dieser romantisierten Erzählung über die Leiden von Bonivard, des Probstes von Saint-Victor in Genf, der wegen seiner anti-savoyischen Haltung in Chillon gefangen gehalten und schliesslich von den Bernern befreit wurde, wird die historische Persönlichkeit zu einem Freiheitssymbol und das Gefängnis erhält eine mystische Aura.

Die Romantikerinnen und Romantiker schauen enthusiastisch auf das Mittelalter zurück und entdecken Chillon neu für sich. 1762 hat Jean-Jacques Rousseau in seinem Roman Julie oder Die neue Heloise schon eine Szene in der Nähe von Chillon spielen lassen und die Gefangenschaft Bonivards erwähnt.

Zahlreiche andere Kunstschaffende sind vom Schloss und seiner Umgebung fasziniert und widmen ihm Werke, darunter Victor Hugo, Joseph Mallord William Turner, Lew Tolstoi, Gustave Courbet, Salvador Dalí und Joseph Hornung.

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wird das Schloss unter der Leitung des Kantonsarchäologen Albert Naef restauriert. Bis heute finden regelmässig Unterhaltsarbeiten statt.

Räumlichkeiten

Die Schlösser, die im sogenannt savoyischen Stil gebaut wurden, sind viereckig mit runden Türmen an jeder Ecke. Das Schloss Chillon hingegen hat die ovale Form der Felseninsel, auf der es erbaut wurde, übernommen.

Das Schloss ist von einem natürlichen, vom Seewasser gefüllten Graben umgeben. Somit gehört es in die Kategorie der Wasserschlösser. Das Gebäude ist über eine Brücke mit dem Land verbunden (früher befand sich an ihrer Stelle eine Zugbrücke, deren hölzerne Rollen bis heute zu sehen sind). Chillon hat zwei verschiedene Gesichter: Die Fassade in Richtung Norden, die von Schiessscharten durchbrochen und von Maschikulis gekrönt ist, bildet die Burg. Sie bewachte und überwachte die Strasse, die Via Francigena genannt wurde. Richtung Süden, auf der Seeseite, bestimmen prachtvolle gotische Fenster das Bild: Hier befindet sich die fürstliche Residenz. Von hier aus lässt sich die typische Landschaft der Waadtländer Riviera – der Genfersee und die Berge – bewundern. In der Mitte des Schlosses stehen der Bergfried und seine Schatzkammer, die über ein Wohngebäude mit den Wehrgängen verbunden sind. Hier können Sie heute noch davon träumen, wie es wäre, Burgwächterin oder Burgwächter zu sein… Die Räumlichkeiten von Chillon sind rund um drei Höfe verteilt. In Zeiten der Feudalherrschaft hatten sie alle unterschiedliche Funktionen. So dienten sie beispielsweise dem Kastellan genannten Schlossverwalter als Wohnung oder stellten die Gemächer des Schlossherrn dar.

 

 

Ein Besuch im Schloss Chillon ist wie eine Zeitreise! Jeder Raum erzählt aus der langen und abwechslungsreichen Geschichte der berühmten Burg am Genfersee.

Sammlungen

Das Schloss Chillon ist ein aussergewöhnlich gut erhaltenes Kulturdenkmal, das auf seinem Besuchsrundgang rund dreihundert Objekte zeigt. Abgesehen von den Möbelstücken, Waffen und Rüstungen wurden alle ausgestellten Objekte während der Ausgrabungen von 1896 bis 1903 gefunden. Die Sammlungen gehören dem Waadtländer Museum für Archäologie und Geschichte, wo sie den Namen „Fonds Chillon“ tragen.

1842 schlug die Westschweizer Gesellschaft für Geschichte vor, in einem der Schlosssäle ein Antiquitätenmuseum einzurichten. 1887 wurde schliesslich die Vereinigung für die Restaurierung von Schloss Chillon gegründet, welche die Ziele der Gesellschaft für Geschichte weiterverfolgte und die Schaffung eines Museums, das die verschiedenen Epochen der Waadtländer Geschichte und der Restaurierung des Schlosses zum Thema haben sollte, in ihre Statuten aufnahm. Der Kanton sprach Gelder für den Ankauf zahlreicher, bunt zusammengewürfelter Gegenstände. Zehn Jahre später wurde Chillon buchstäblich von oben bis unten durchforstet. Die Ausgrabungen förderten Hunderte von Alltagsgegenständen aus dem Mittelalter und bis ins 17. Jahrhundert zu Tage.

Die Sammlungen verblieben bis 2007 im Schloss. Dann erfolgten eine grossangelegte Inventarisierung aller Gegenstände und die Erarbeitung eines neuen Besuchsrundgang. Die Schloss-Chillon-Stiftung, die 2002 die Vereinigung zur Restaurierung von Schloss Chillon abgelöst hatte, entschied, die Architektur des Bauwerks stärker in den Fokus zu rücken. Ein Grössteil der Sammlungsobjekte wurde in die Depots des Waadtländer Museum für Geschichte und Archäologie gebracht, während eine kleine Auswahl auf dem neuen Besuchsrundgang ausgestellt ist und die Geschichte des Schloss illustriert.

Konservierung

Das Schloss Chillon ist ein Vorzeigebeispiel für gute Konservierung und Restaurierung. Seit 1892 werden die Arbeiten von der Technischen Kommission geleitet, die aus Architekt/innen, Historiker/innen und Fachpersonen für Denkmalpflege besteht.

Die Eingriffe in die Bausubstanz sind  unterschiedlicher Natur und von verschiedenem Ausmass. Sie gehen von kleinen Reparaturarbeiten bis zu grossen Restaurierungsbaustellen.

 

Alle Arbeiten erfolgen gemäss der neusten deontologischen Grundsätze der Baudenkmalpflege. Die Neubauten sind in zeitgenössischem Stil gehalten, während sich die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten diskret in das alte Bauwerk einfügen.

 

Die Besonderheit von Chillon liegt darin, dass das Schloss das gesamte Jahr über geöffnet bleibt. Es heisst also, die Bauarbeiten gut und effizient durchführen zu können, ohne das Erlebnis, welches das Publikum zu Recht von einem Besuch im Schloss erwartet, zu beeinträchtigen.

Nachhaltigkeit

Die Schloss-Chillon-Stiftung verfolgt eine Politik der Corporate Social Responsibility (CSR), die den Fokus auf die Auswirkungen auf Umwelt, Menschen, Gesellschaft, Wirtschaft und die Region richtet.

Wir möchten die negativen Auswirkungen unserer Tätigkeiten verringern und die positiven Auswirkungen verstärken, indem wir dafür sorgen, dass alle beteiligten Parteien hinter unseren Werten und Initiativen stehen. So können wir dazu beitragen, ein nachhaltigeres Modell für die jetzige und die nächste Generation zu schaffen.

Diese Politik, die regelmässig überprüft wird, hat das Zertifikat Swisstainable Level II – engaged erhalten.

 

 

Unsere Strategie beruht auf 5 Pfeilern:

  • Governance: Unser Management entspricht ethischen und deontologischen Grundsätzen.
  • Umwelt: Wir reduzieren unseren ökologischen Fussabdruck und unsere Treibhausgasemissionen, wir fördern die Biodiversität, etc.
  • Soziales: Wir verfolgen eine ehrgeizige Personalpolitik, die das Wohlergehen, die Gesundheit und die Sicherheit am Arbeitsplatz fördert.
  • Gesellschaft: Wir fördern den Respekt von Anderssein, der Menschenrechte, von fairen Arbeitsbedingungen. Unser Gästeempfang zeichnet sich durch Toleranz aus.
  • Wirtschaftlichkeit: Wir stellen sicher, dass die Finanzen und das Kulturerbe des Schlosses nachhaltig abgesichert und alle unsere Tätigkeiten auf einem hohen Qualitätsniveau gewährleistet sind. Wir schaffen Mehrwert für unsere Region und ein Netzwerk von engagierten Berufsleuten.

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