Fiktives Interview mit Peter II. von Savoyen

Der Graf von Savoyen, Peter II., gibt uns ein Interview über die ihm gewidmete Ausstellung im Schloss Chillon. Ob sie ihm gefällt oder nicht, das ist hier die Frage.

Interview von Samuel Metzener / Übersetzung von Mirjam Grob

Kurzbiographie

1203 Geburt

1224-1234 Karriere in der Kirche

1234 Heirat mit Agnès de Faucigny

1235 Geburt von Béatrice de Savoie

1255 Schlossherr von Chillon

1263-1268 Graf von Savoyen

1268 Tod

Peter II., was für eine Überraschung! Wie kommt es, dass ein Graf von Savoyen das Schloss Chillon besucht?

Sie belieben wohl zu scherzen, junger Mann? Ihr Humor ist von wahrhaft schlechtem Geschmack. Sie haben die Malerin Leah Linh gebeten, in einer Ausstellung die verschiedenen Seiten meiner Herrschaft zu beleuchten. Da ist es normal, dass ich mich versichere, dass alles rechtens ist, Donnerwetter nochmal!

Und ist alles rechtens, Ihre Hoheit?

Ich bin etwas verwirrt. Eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst… was soll das bloss bedeuten? Ich sah Glasfenster, Darstellungen von Rittern, einen Altaraufsatz… das gab es alles schon zu meiner Zeit, aber es sah anders aus. Das Ganze ist wohl dem Auge gefällig und nobel, schliesslich verwendet die Malerin Leah Linh Goldblatt. Sie hat ein Mittelalter erfunden, das kein Mittelalter ist, aber daran denken lässt. Sie erzählt nicht von mir. Sie spricht über ihre Augen, ihren Geist und ihre Hand über mich.

Peter II. empfängt Abgesandte aus Bern auf Schloss Chillon im Jahr 1255

Ja, das nennt man eine Schaffensweise oder Vision. Das ist wichtig für Künstler:innen, wissen Sie.

Zu meiner Zeit gab es nichts anderes, als die Wahrheit über seine Zeit als Herrscher beispielsweise in einer Chronik zu erzählen. Es ging darum, die wichtigsten Momente zu präsentieren, wenn auch etwas allgemein und manchmal mit zahllosen Wundern. Denn der Fürst soll wie ein guter und von Gott gesegneter Herrscher erscheinen. Es gefällt mir durchaus, dass Leah Linh in ihrer Ausstellung zeigt, was ihr gefällt. Besondere Freude bereitet mir, dass sie meiner Verbundenheit mit dem Schloss Chillon Ausdruck verleiht.

Weshalb?

Weil ich diesen Ort geliebt habe. Ich habe hier so lange gelebt… Bevor ich Graf von Savoyen wurde, war ich Herr von Chillon. Hier war ich wirklich zu Hause. Auch nach meiner Krönung zum Grafen bin ich oft zurückgekommen, beinahe bis zu meinem Tod. Hier habe ich so einiges erlebt! Im Mai 1255 habe ich Gesandte der Stadt Bern empfangen, die mich um Schutzherrschaft baten. Sie reisten verkleidet, um ihren Gegnern von der Familie von Kyburg zu entkommen!

Werden Sie an einer der Führungen von Leah Linh teilnehmen?

Das hätte mir gefallen, aber sie ist jetzt die Herrin von Chillon – für eine gewisse Zeit. Ich möchte der natürlichen Ordnung der Dinge nicht im Wege stehen. Wären Sie so freundlich und würden ihr meine tiefste Anerkennung ausdrücken?

Online-Ticketshop