Interview mit Anne-Catherine Lyon, Präsidentin der Schloss-Chillon-Stiftung

Bilanz der ersten 100 Tage als Präsidentin:

Mit der Vernissage einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst, der Einweihung des Kunstbazars und dem Empfang des 250’000sten Besuchers ist unsere Präsidentin sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Schlossmauern omnipräsent. Lächelnd und voller Energie spricht die frühere Waadtländer Regierungsrätin und Vorsteherin des Departements für Bildung und Kultur über ihre ersten Schritte als Präsidentin der Stiftung und über ihre nächsten Ziele.

Aufgezeichnet von Lise Leyvraz Dorier

Anne-Catherine Lyon bei der Eröffnung von Baz’art am 7. Oktober 2022.

1) Was hat Ihnen während Ihren ersten 100 Tagen als Präsidentin in Chillon am meisten gefallen?

Alles! Das heisst, ich lerne das Team noch besser kennen, als in meiner Zeit als Vizepräsidentin, und die schon hohe Meinung, die ich von den Mitarbeitenden hatte, wurde noch besser. Ich bewundere die vielfältigen Kompetenzen, die hier am Werk sind. Ich mag es auch, die Verantwortung für dieses Baudenkmal zu spüren, das schon über 1000 Jahre Geschichte auf dem Buckel hat. Die erste Sitzung mit dem Stiftungsrat ist sehr gut gegangen. Ich habe schon früher teilgenommen, aber es ist ein Unterschied, ob man Mitglied oder Präsidentin ist. Die Qualität der Schlossdirektion macht aus dieser Sitzung einen wichtigen und angenehmen Moment. Was für ein Luxus!

2) Welche Herausforderungen beschäftigen Sie momentan?

Zwei Herausforderungen, die sich auch der Direktion und den Mitarbeitenden stellen. Einerseits, wie man das internationale und Schweizer Publikum, das während der Pandemie ins Schloss gefunden hat, weiterhin behalten kann.

Die andere Herausforderung sind die neuen Restaurationskampagnen, die bald beginnen werden, beispielsweise der Fassaden auf der Seeseite.

3) Welchen Raum des Schloss Chillon mögen Sie am meisten und weshalb?

Mir gefällt der Wappensaal wegen seinem «gemütlichen» Ambiente sehr gut. Und natürlich das alte Gefängnis, weil man hier fühlt und sieht, dass das Schloss auf einem natürlichen Felsen gebaut wurde, und die beiden ineinander übergehen, umgeben vom See.

Anne-Catherine Lyon und Marta Sofia dos Santos begrüßen am 31. Oktober 2022 den 250’000sten Besucher im Schloss Chillon.

4) Haben Sie einen besonderen Bezug zum Kulturerbe, dem See oder der Region?

Einer meiner Lieblingsspaziergänge, die ich mit einem sehr lieben Freund unternehme, führt uns von Montreux nach Villeneuve und zurück, wobei wir zwei Mal durch Veytaux und am Schloss vorbeikommen. Dieser Weg ist wunderbar abwechslungsreich. Während beinahe der ganzen Zeit, knapp zweieinhalb Stunden, sieht man das Schloss. Die Freude, zu Fuss unterwegs zu sein, lässt mich an diese Reisenden aus dem Mittelalter denken, die sich hauptsächlich auf diese Art fortbewegten.

5) Haben Sie noch eine Anekdote, die Sie mit den Leserinnen und Lesern unseres Blogs teilen möchten?

Ich wurde von der Weinbruderschaft Guillon im Schloss Chillon aufgenommen und ich habe das Ritual des «tirer au guillon» gemacht und mich mit Weisswein bespritzt. Vor allem gefallen hat mir dabei, viele Leute im Schloss zu sehen. So kann man sich vorstellen, wie viele Personen im Mittelalter hier lebten. Je mehr Menschen hier sind, desto mehr lebt das Schloss.

6) Wie sehen Sie Ihre nächsten Jahre als Präsidentin der Schloss-Chillon-Stiftung?

Im Dienste des Monuments und der verschiedenen Etappen seiner Restauration. Die Qualität des ganzen Chillon-Teams und der kantonalen Ämter stimmt mich sehr zuversichtlich, dass wir diese Ziele erreichen können.

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