Die vielen Gesichter von Chillon #2 CLAUDE VEUILLET

2024 möchten wir euch einige der Menschen vorstellen, die Leben ins Schloss Chillon bringen. Ein etwas schräger, leicht herber Blick hinter die Kulissen der Burg am Genfersee. Auf geht’s!

Claude Veuillet ist ein auf alte Holzgegenstände spezialisierter Konservator-Restaurator. Er ist international bekannt und hat an der Restaurierung von dutzenden kulturerblich relevanten Orten, Kunstwerken und alten Objekten mitgearbeitet. Sein Beruf hat ihn an Chorgestühlen, Statuen, Taufbecken, Werkzeugen, aber auch Truhen wie diejenigen im Schloss Chillon arbeiten lassen.

Er ist von Holz (in all seinen Zuständen) und der Weitergabe seines Wissens begeistert, deshalb leitet er seit 25 Jahren die Schnitzworkshops für Kinder, die jeweils in den Osterferien stattfinden.

Claude Veuillet bei einem Holzworkshop im Schloss Chillon.

Claude, was motiviert dich, ins Schloss zurückzukommen?

Die Workshops in Chillon gehören zu denjenigen, die ich schon am Längsten leite. Wir haben also eine lange Beziehung, fast eine Generation, was sehr wertvoll ist. Wir arbeiten im Tempo eines Baums! Und das Schlosspersonal ist enthusiastisch. Ich habe immer gespürt, wie sehr sie die Schnitzworkshops schätzen, die sich in einer globalen und durchdachten Logik einschreiben.

Was ist für dich das Wichtigste an diesen Workshops?

Der Gegenstand, den die Kinder herstellen müssen, ist für mich ein Alibi. Er ist überhaupt nicht wichtig – ausser dem, was diejenigen, die ihn herstellen, darin sehen. Was für mich wirklich zählt, ist, sich dem Messer als Werkzeug anzunähern und die handwerklichen Gesten zu verstehen. Das ist ein erster Zugang zur Welt der Kreativität, in der die Schnelligkeit nichts nützt, weil die Schönheit sich in der Langsamkeit und der Geduld versteckt. Das ist nicht immer einfach mit den Kindern (lacht). Zum Glück arbeiten wir zu dritt. Das ist eine absolute Bedingung für den Erfolg dieser Workshops. Zwei reichen nicht aus. Zu dritt können wir uns unterstützen, uns komplettieren, auf alle Teilnehmenden Acht geben und für die Sicherheit aller sorgen.

Die Gesten des Holzschnitzens werden an Kinder weitergegeben, die zum Schloss Chillon kommen

Eine lustige Anekdote?

Nicht wirklich eine Anekdote. Ich arbeite seit Jahrzehnten mit Holz und versuche, nicht abzustumpfen. Ich bin immer wieder überrascht von der erfrischenden Naivität der Erwartungen, mit denen die Kinder an die Workshops kommen. Sie wollen sofort äusserst detaillierte und komplexe Gegenstände herstellen (Videospielfiguren, Waffen, Kunstwerke). Wenn ich von Löffeln, Schüsseln, Wichten oder Füchsen anfange, schauen sie im besten Fall überrascht drein (lacht). Das ist eine der ersten Lektionen, die sie von mir lernen. Man muss langsam beginnen, um die Gesten gut zu lernen, bevor man weiter geht.

Was ist dein Lieblingsholz?

Für kleine Gegenstände würde ich sagen Arve (die Zirbelkiefer). Das ist der Baum, der in unseren Bergen am höchsten oben wächst. Das Holz ist duftreich und riecht himmlisch. Es wächst sehr langsam. Es ist eine Naturgewalt, aber seine Konsistenz ist sehr biegsam und weich. Ich liebe diese paradoxale Seite. Einmal mehr sind wir beim Langsamen (lacht)! Seine Biegsamkeit erlaubt es, unzählige unterschiedliche Dinge zu schnitzen.

Wenn du einen Zauberstab hättest, welches Objekt im Schloss würdest du durch Holz ersetzen?

Ich würde einen Teil der Fassade auf der Seeseite ersetzen mit vielen Öffnungen für das Sonnenlicht. Oh, ich würde bescheiden bleiben: Es muss nicht alles zerstört werden, die Mauern sind schön (und solide!). Ich wurde diesem ehrwürdigen Bauwerk einen Anstrich von «skandinavischem Chalet» geben. Aber ohne Sauna oder Whirlpool.

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