Unter den verschiedenen Führungen, die das Schloss Chillon anbietet, hat eine besonders grossen Erfolg: die szenische Führung. Jede Schlossführerin und jeder Schlossführer hat sein eigenes Kostüm und spielt eine bestimmte mittelalterliche Figur. Dabei benutzen sie die verschiedenen Accessoires ihres Gewands.
Samuel Metzener / Übersetzung Mirjam Grob
Ich verwandle mich jeweils in einen Dominikanermönch aus dem 15. Jahrhundert. Je nach Publikum, Laune und Moment spiele ich dabei den Beichvater oder sogar den Inquisitor. Die historische Persönlichkeit, auf die ich mich am meisten beziehe, ist Ulric de Torrenté, ein Inquisitor, der im Waadtland, im Wallis, in Genf, in der Franche-Comté und bis nach Lothringen gewirkt hat.
Die Farbe meines Kostüms (unten auf den Fotos zum Postenlauf zu sehen), seine verschiedenen Stoffe, mein Rosenkranz sowie meine Sandalen wecken immer wieder die Neugier meines Publikums. Ihre Fragen geben mir die Gelegenheit, Brücken zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu schlagen.
Konkret trage ich eine lange Tunika aus angenehmem Wollstoff. Im Sommer bleibt sie auch bei hohen Temperaturen kühl und im Winter reicht ein Umhang aus, um warm zu haben. Das Gewicht und die Dicke der Tunika helfen mir dabei, meine Rolle zu spielen. Sie verändern meine Körperhaltung und wirken sich auf darauf aus, wie schnell und in welcher Tonart ich spreche. Mein Kostüm hilft so nicht nur dem Publikum, sondern auch mir selbst, ins Mittelalter einzutauchen.
Andere Schlossführer:innen tragen ganz unterschiedliche weibliche oder männliche Kostüme. Das Publikum trifft auf grosse historische Persönlichkeiten wie den Herzogen Amadeus den VIII. von Savoyen oder seine Gemahlin Maria von Burgund, aber auch auf einfache Leute wie Dienstboten oder Handwerker:innen, zum Beispiel den Koch Maître Chiquart. Die Gesellschaft des späten Mittelalters erwacht so in ihrer ganzen Vielfalt wieder zum Leben. Meine Kolleg:innen nutzen ihre Kostüme auch auf ganz unterschiedliche Art. Für die einen sind sie eine Möglichkeit, den Inhalt der Führung mit den besuchten Sälen und den ausgestellten Objekten zu verbinden. Andere bringen spielerische und amüsante Elemente ein, die unsere Gewohnheiten aus dem 21. Jahrhundert reflektieren.
Das Programm, das wir mit dem Schlosspersonal für die Saison 2022 zusammengestellt haben, bietet den Besuchenden zahlreiche Möglichkeiten, die kostümierten Schlossführer:innen anzutreffen und mit ihnen spannende Momente zu erleben. Egal ob Familien oder Einzelpersonen, Gelegenheitsbesucher:innen oder Stammgäste, gross oder klein: Unser Personal passt sich an jedes Publikum an und freut sich darauf, die Besuchenden willkommen zu heissen.
Eine Führung für die ganz kleinen Besucherinnen und Besucher: Sie suchen sich Gegenstände aus, die denjenigen ähneln, die im Mittelalter verwendet wurden, und vergleichen sie mit unseren heutigen Gegenständen. Dazu lauschen sie den spannenden Geschichten und Anekdoten, welche die Schlossbewohner:innen aus dem Mittelalter zu erzählen haben.
Der Schatz der Familie Savoyen ist aus Chillon gestohlen worden. Die Besuchenden folgen den Hinweisen und lösen Rätsel, um die schuldige Person zu finden und die Ehre der Schlossbewohner:innen wiederherzustellen.
Diese leckere Führung zum Thema Essen und Trinken widmet sich den Ernährungsgewohnheiten der Menschen im Mittelalter. Zum Abschluss wartet ein feines, von mittelalterlichen Rezepten inspiriertes Mittagessen im Café Byron.
Folgen Sie der Schlossführerin oder dem Schlossführer und entdecken Sie die verschiedenen Aspekte des mittelalterlichen Alltags. Ernährung, Hygiene, Schlaf, Kleidung: eine spannende und interaktive Zeitreise für die ganze Familie.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!