Kit, eine humorvolle Leiterin

Direkt hinter den Kulissen des Schlosses Chillon lernen Sie unser schickes Team kennen. Kit, unsere vielseitig begabte Leiterin, hat unsere Fragen herzlich beantwortet. Die älteste chinesische Führerin des Schlosses enthüllt uns so ihre verschiedenen Favoriten und Anekdoten, mit ihrem gewohnten Lächeln und ihrer Dynamik.

 

Ein Interview von Chloé Chaudet / Übersetzung Mirjam Grob

Porträt von Kit Strobl, im 1. hof des schlosses

Was hat dich nach Chillon gebracht?

Nach meiner Ankunft in der Schweiz hatte ich nur selten die Möglichkeit, meine Muttersprache Mandarin zu sprechen. Eines Tages habe ich eine Anzeige gesehen: Das Schloss suchte eine Führerin, die Mandarin und Kantonesisch spricht. Ich war sofort interessiert. Ich habe mich beworben und am 1. April 1999 begann ich in Chillon. Jetzt arbeite ich schon seit 23 Jahren hier im Schloss.

Was für eine Treue! Worin besteht deine Arbeit?

Ich habe verschiedene Funktionen: Ich bin Leiterin des Bereichs Ticketverkauf, arbeite im Marketing und bewerbe das Schloss in den asiatischen Märkten. Das gefällt mir sehr. Asien ist ein bisschen wie ein Heimspiel für mich. Ich stelle einer Agentur das Schloss vor und erkläre ihnen, dass ich so etwas wie eine Nachbarin bin. Wir verstehen uns schnell, das ist genial! Ich mag auch die Arbeit als Schlossführerin, weil mir der Kontakt mit den Kundinnen und Kunden extrem gefällt. Die Leute sind in der Regel sehr überrascht, wenn sie merken, dass ich sie in ihrer Muttersprache durch die Räume führen kann. Ich empfange auch die familiarisation trips, um das Schloss zu promoten (Anm. d. Red.: Familiarisation trips sind Führungen für Agenturen, Tourismusbüros, Tour operators und Partnerfirmen).

Hast du einen Lieblingsort im Schloss?

Viele! Zuerst einmal den Saal mit der Truhenausstellung. Während meinen Führungen vergleiche ich die geschnitzten Truhen von Chillon mit denjenigen in China. Dann auch das Badezimmer und das Berner Zimmer, die andere interessante Alltagsgegenstände enthalten. Dank ihnen kann ich von den mittelalterlichen Lebensgewohnheiten im Schloss erzählen und sie mit denjenigen in China vergleichen. Das Berner Zimmer kommt übrigens immer sehr gut an beim Publikum, denn es hat einen Geheimgang.

Kit Strobl stellt den Besucherinnen und Besuchern das Schloss vor.

Hast du eine Anekdote, die du mit uns teilen kannst?

Es war an meinem ersten Arbeitstag nach den Ferien. Die chinesische Botschaft hat uns am Morgen über einen VIP-Besuch informiert, der überhaupt nicht angekündigt war. Kaum bin ich im Büro angekommen, hat man mich schon gebeten, diese Führung zu machen.

Die chinesische Botschaft hat mich dann angerufen, um meine Erfahrung und mein Wissen über das Schloss zu testen. Ich habe ihnen erklärt, dass ich die chinesische Schlossführerin bin, die schon am längsten im Schloss arbeitet. Die Bundespolizei verfolgte mich sogar auf dem Besichtigungsrundgang, bevor die geheime Besucherin eintraf. Die Sicherheit war top! Die Polizei war zufrieden damit, wie entspannt ich war. Ich habe ihnen erklärt, dass ich keinen Unterschied zwischen den Besucherinnen und Besuchern mache. Für mich ist jeder ein VIP im Schloss. Dann ist die Vizepremierministerin von China angekommen, sie ist in etwa auf Rang 4 der 100 einflussreichsten chinesischen Persönlichkeiten.

Während dem Besuch waren wir von 10 bis 15 Bodyguards umgeben. Die Dame hat mich beeindruckt, sie war reizend. Ich habe es sogar geschafft, ihr einen kleinen Streich zu spielen! Wir waren im Untergeschoss, ich habe ihr von Lord Byron erzählt und habe sie gebeten, die Fussspuren von Bonivard, dem berühmten Gefangenen, zu suchen. Sie ist zurückgekommen und hat mir gesagt, dass sie leider nichts gefunden habe. Da habe ich ihr erklärt, dass es in Wirklichkeit gar keine Spuren gibt, auch wenn das Gedicht des Romantikers davon spricht. Das fand sie interessant, sie hat sogar gelacht und die Bodyguards auch!

Am Schluss der Führung wollte sie im Bergfried ganz nach oben steigen. Die Polizisten haben das Gesicht verzogen, denn das war nicht vorgesehen auf dem Besuchsrundgang. Sie hat mir erklärt, dass sie alt sein und nicht wisse, wann sie in die Schweiz zurückkehren könne, deshalb wolle sie unbedingt die Aussicht auf den Genfersee und die Alpen geniessen. Schliesslich sind war nach oben gestiegen und sie war entzückt.

Kurz vor ihrem Aufbruch hat sie mir ein wunderschönes Geschenk überreicht: eine chinesische Briefmarke aus Seide. Die Botschaft hat mir zu meiner Arbeit gratuliert.

Ich war schliesslich während der ganzen Führung ziemlich entspannt. Die Dame war sehr bescheiden und bodenständig. Ich war sehr glücklich, ihr einen Streich spielen zu können und behalte wunderbare Erinnerungen an diesen Tag!

Seidenstempel, der von der VIP am Ende der Führung angeboten wird.

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