Auf Wiedersehen und Danke Präsident Ruey

15 Fragen an Claude Ruey, der über 20 Jahren als Präsident der Schloss-Chillon-Stiftung gewirkt hat.

Ende Juni 2022 verabschiedet sich unser Präsident von der Stiftung. Er war vorher schon ab 1998 der Präsident des Schloss-Chillon-Vereins. Mit seiner direkten Art hat er das Chillon-Team oft als beispielhaft bezeichnet. Claude Ruey interessiert sich für die Menschen, ihr Leben und ihre Meinung. Nebenbei soll bemerkt sein, dass er wie Inspektor Colombo oft bewundernd von seiner Frau spricht.

Interview von Lise Leyvraz Dorier / Übersetzung Mirjam Grob

1) Wie fühlen Sie sich jetzt gegen Ende Ihrer Präsidentschaft?

Claude Ruey: Sehr gut. Auch weil die Rechnung der Gründung einer privatrechtlichen im Jahr 2002 aufgegangen ist, auch wenn das Bild von Covid-19 etwas getrübt wurde. Wir haben die Pandemie aber dank der guten Fähigkeiten und Resilienz überstanden. Die Übergabe meines Amtes ist auch gut geregelt. Ich bin zuversichtlich und glücklich angesichts der guten Zusammenarbeit des Personals und des Stiftungsrates.

2) Was für eine Bilanz ziehen Sie von dieser aussergewöhnlichen Aufgabe?

Wir mussten die Schlossverwaltung zusammenführen, die auf verschiedene Verwaltungseinheiten in Lausanne und Veytaux aufgeteilt war. Das hat es uns erlaubt, den Schlossbetrieb zu vereinfachen. Chillon galt damals als «Dornröschen». Wir haben die Organisation modernisiert, indem wir eine Direktion und ein klares Organigramm geschaffen haben. Wir waren auch kreativ, haben einen neuen Besucherrundgang erstellt, zeitgemässe Geschichts- und Kunstausstellungen organisiert und einen Audioguide in 9 Sprachen (Französisch, Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Japanisch, Chinesisch und Koranisch) entwickelt, um nur einige Beispiele zu nennen.

3) Welche 3 Sachen haben Sie in der Stiftung am meisten gemocht?

– Eine gute Organisation und Direktion mit nacheinander drei hervorragenden Präsidenten geschaffen zu haben.

– Die gute Stimmung innerhalb des Teams, das viel Wohlwollen und Fähigkeiten hat.

– Alle Arbeiten, wie etwa die neue Beleuchtung durch die  Romande Énergie oder die Neugestaltung des Aussenbereichs unter dem Namen Englischer Garten, zusammen mit dem Bau des Café Byron durch das Architekturbüro Dreier&Frenzel. Das waren sehr spannende Projekte.

4) Was hat Sie hingegen am meisten zum Schwitzen gebracht?

Die drastische Erhöhung der Vergnügungssteuer in der Gemeinde Veytaux, eine Art Überfall auf unseren Erfolg, der nicht wirklich gerechtfertigt war.

5) Was wird Ihnen fehlen?

Die regelmässigen Sitzungen mit der Direktion und die Personalfeiern.

6) Welchen Ort mögen Sie am meisten im Schloss Chillon?

Die Kapelle, denn die Spiritualität überdauert die Jahrhunderte.

7) Was ist Ihrer Meinung nach am im Schloss?

Die Wohnung im Uhrenturm, die komplett an Stahlseilen aufgehängt ist.

8) Welche historische Person mögen Sie am meisten?

Percy Shelley, ein ausgezeichneter Dichter, der das Schloss Chillon besucht hat und dessen Ehefrau Frankenstein geschrieben hat.

9) Erinnern Sie sich an eine Führung, die Ihnen besonders gefallen hat?

Als ich das Schloss das erste Mal mit meinen Grosseltern mütterlicherseits besucht habe. Die Geschichte von Bonivard hat mich als Kind gefesselt…

10) Haben Sie eine spannende Anekdote, die Sie mit uns teilen können?

Ich habe diesen Interviewtermin beinahe vergessen. Zum Glück hat man mich über mein Handy finden können. Uff…

11) Was ist Ihr Geheimnis, um den Platz des Präsidenten einnehmen zu können?

Man muss sich für das Kulturerbe und die Geschichte interessieren und ein guter Stratege und Manager sein. Die Zeit als Kantonsrat des Kantons Waadt und als Pfadileiter hat mich viel gelehrt. Ich muss zugeben, dass ich mich immer dazugelernt habe und mein ganzes Leben lang Weiterbildungen besucht habe.

12) Glauben Sie an Strategiepapiere?

Nach links schauen, nach rechts schauen, dann gehen, das ist sehr wichtig. Dieses Bild besagt, dass es unabdingbar ist, bei Analysen und Entscheidungen immer das grossen Ganze im Blick zu haben. Wo wollen wir hin, gibt es Schwierigkeiten, was ist die beste Lösung? Das habe ich vom früheren Kommandanten der Kantonspolizei, Pierre Aepli, gelernt.

13) Ein kleines Wort an jemanden bestimmten?

Robert Herren, der Abwart, der ein Upgrade zum Direktor erfuhr. Er ist über sich herausgewachsen angesichts der Anforderungen seines neuen Postens. Aber auch der spätere Direktor Jean-Pierre Pastori und die aktuelle Dirketorn Marta Sofia dos Santos sollen erwähnt sein.

14) Was sollen wir Ihnen für die Zukunft wünschen?

Das ich der Zukunft und dem Leben immer begeistert entgegen schaue und dass ich mein Engagement nie aufgebe. Aber auch, dass ich mir mehr Zeit nehme für Spaziergänge mit meiner Frau und meinen Hunden.

15) Möchten Sie noch etwas anfügen?

Chillon war ein wunderbares Abenteuer und, was die Geselligkeit, die Fähigkeiten und die Resultate anbelangt, ein kollektiver Erfolg, über den wir uns alle freuen können.

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